Fakt oder Fiktion? Die historischen Merkmale der Hexenverfolgung im Spiegel von Daniel Kehlmanns Tyll

Autor/innen

  • Sophie Anders

DOI:

https://doi.org/10.5283/forap.76

Abstract

In Daniel Kehlmanns Roman Tyll wird der Müller Claus, Vater der Titelfigur, der Hexerei verdächtigt, angeklagt, für schuldig befunden und hingerichtet. Im Rahmen dieser Arbeit wird analysiert, inwiefern sich das fiktionale Prozessgeschehen mit der historischen Realität vergleichen lässt und welche frühneuzeitlichen Vorstellungen von Hexerei dem Roman zugrunde liegen. Insbesondere steht, neben dem im Roman realistisch geschilderten Prozessgeschehen, die Ähnlichkeit zwischen dem Müller Claus und Menocchio, einem historisch belegten italienischen Müller, im Fokus, dessen Prozessakten von Carlo Ginzburg analysiert und veröffentlicht wurden. Zudem wird auf die Elemente des frühneuzeitlichen kumulativen Hexenbildes eingegangen, die sich an zahlreichen Stellen im Roman wiederfinden. Die facettenreiche Darstellung der Hexenverfolgung im Allgemeinen, die beispielhafte Darstellung des Hexenprozesses sowie der mentalitätsgeschichtliche Bezug lassen auf eine ausgiebige Recherchetätigkeit Daniel Kehlmanns schließen.
Durch die Kombination von sozial-, politik- mentalitäts- und klimageschichtlichen Erkenntnissen mit übernatürlichen Elementen erschafft der Autor eine Welt, in der Fakt und Fiktion verschwimmen.

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Veröffentlicht

2022-07-06

URN