Die Spaltung des Selbst: Identitätskrise in Arthur Schnitzlers Frau Beate und ihr Sohn und Fräulein Else

Autor/innen

  • Michaela Betschart Universitätsbibliothek Regensburg

DOI:

https://doi.org/10.5283/forap.32

Abstract

Mit der Veröffentlichung von Sigmund Freuds psychoanalytischen Theorien und Ernst Machs Definition des ,Ichs‘ als Bündel subjektiver Wahrnehmungen rückt die menschliche Psyche und Psychopathologie um 1900 ins Zentrum des allgemeinen Interesses. Wiener Schriftsteller, wie Arthur Schnitzler, widmen sich unter dem unmittelbaren Einfluss der Ideen Machs und Freuds intensiv den seelischen Prozessen des Menschen und versuchen sie anhand neuer literarischer Techniken, wie dem inneren Monolog, minutiös zu erfassen. Schnitzler geht es dabei vor allem darum, auf Problemstellen der bürgerlichen Gesellschaft Wiens um 1900 hinzuweisen, die sich negativ auf das Individuum auswirken. Besonders die Auseinandersetzung mit der eigenen Identität erscheint in seinen Texten angesichts der strengen gesell-schaftlichen Rollenanforderungen als enorme seelische Herausforderung. In folgendem Beitrag wird dargelegt, wie in Schnitzlers Erzählungen Frau Beate und ihr Sohn und Fräulein Else der Selbstfindungsversuch der jeweiligen Protagonistin in eine psychische Spaltung mündet, die aus einem inneren Konflikt zwischen dem Einfluss gesellschaftlicher Normen und Konventionen und eigenen Interessen und Wünschen erwächst. In beiden Texten müssen die Frauenfiguren scheitern, weil sie sich nicht von widersprüchlichen Weiblichkeitsmustern lösen können. Die Erzählungen weisen daher darauf hin, wie sehr gesellschaftliche Konventionen, die im Inneren des Menschen verankert sind, ihm von dort aus Schaden zufügen und ihn in seiner Identitätsfindung und Selbstverwirklichung hemmen.

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Veröffentlicht

2019-07-22

URN